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Interview mit Damian Würmli: «In einem erfolgreichen Traditionsunternehmen muss der stetigen Veränderung bewusst Raum gegeben werden»

Welche Anforderungen stellt das Zeitalter der Digitalisierung an die Schweizer Salinen? Damian Würmli, Leiter ICT und Services und Mitglied der Geschäftsleitung der Schweizer Salinen, erklärt im Interview, wie die Salzproduktion nachhaltiger gestaltet werden kann und welche konkreten digitalen Lösungen und Technologien die Schweizer Salzversorgerin dafür einsetzt.

Damian Würmli ist Leiter ICT und Services sowie Mitglied der Geschäftsleitung der Schweizer Salinen.
Damian Würmli ist Leiter ICT und Services sowie Mitglied der Geschäftsleitung der Schweizer Salinen.

Bei der Salzgewinnung denkt man primär an Maschinen und Produktionsanlagen. Welche Anforderungen stellt das Zeitalter der Digitalisierung an die Organisation der Schweizer Salinen?

In ökologisch und wirtschaftlich herausfordernden Zeiten sind Agilität und Anpassungsfähigkeit entscheidende Faktoren für nachhaltigen Geschäftserfolg. Marktführer unterschiedlicher Industrien vereint ein zentraler Aspekt: «Mut zur Veränderung und Investition in Weiterentwicklung». Digitalisierung allein bedeutet weder Transformation noch Unternehmensentwicklung. Technologie und Innovation sind wichtige Beschleuniger einer erfolgreichen Transformation. Führungskräfte benötigen spezifisches technologisches und methodisches Wissen, insbesondere in Bezug auf den zielgerichteten Einsatz digitaler Schlüsseltechnologien, die Gestaltung einer digital integrierten Prozessumgebung und die erfolgreiche Führung von Teams in der Arbeitswelt 4.0. Digital Leadership musste erlernt werden und zählt heute zu unserer agilen Führungs-DNA. Unsere robusten Prozesse sind einem stetigen Veränderungsprozess unterworfen und so wird uns diese «digitale Realität» in Produktion, Verwaltung, sowie Dienstleistungen und Lieferketten nie mehr verlassen. Die Digitalisierung erzwingt vernetztes Denken und durchdringt unser tägliches Leben.

Was sind die Schwerpunkte bei den Schweizer Salinen im Bereich ICT und Services?

Für unsere internen und externen Kunden optimieren wir die End-to-End-Prozesse. Wo es sinnvoll ist, werden die Prozesse digital unterstützt. Partner und Kunden binden wir je nach deren Präferenzen direkt per EDI (Electronic Data Interchange), VMI (Vendor-managed Inventory) oder OCI (Open Catalog Interface) an unser ERP-System, unsere zentrale Automatisierungs- und Planungssoftware, an. Mit den internen Kunden suchen wir gemeinsam die optimale Lösung, die zur Salinen-Systemlandschaft passt. Mit dem implementierten OSI-Schichtmodell¹ bieten wir die benötigte Flexibilität für die im Wandel stehenden Bedürfnisse unserer Geschäftsbereiche. Lean Management ist bei uns ein allgegenwärtiges Thema, das nicht nur die Bereiche Supply Chain und Produktion betrifft, sondern unternehmensweit Prozesse optimiert. Die konsequent eingeführte zentrale Prozessdokumentation und das Denken in Funktionen ermöglichen eine Plausibilisierung der Organisation. In diesem Zusammenhang liegt ein weiter Fokus auf dem professionellen Projektportfoliomanagement.

Ein wichtiger Strategiebestandteil der Schweizer Salinen ist Nachhaltigkeit. Kann ein erhöhter Digitalisierungsgrad dazu beitragen, noch nachhaltiger zu werden?

In der Tat wird unser Handeln massgebend durch die Nachhaltigkeitsüberprüfung beeinflusst. Sowohl Investitionen als auch unsere kontinuierlichen Verbesserungsprozesse beinhalten Nachhaltigkeits­kriterien. Auch bei unseren strategischen Partnern muss das Thema Nachhaltigkeit nach­weislich verankert sein. Wir suchen gezielt digitale Lösungen mit einem maximierten Beitrag zum Salinen-Ziel der Klimaneutralität im Jahr 2040.

Was sind Ihrer Meinung nach die grössten Hürden bei der digitalen Transformation?

Die grösste Hürde, nicht nur bei uns, ist der Veränderungsprozess innerhalb eines Gesamtunter­nehmens und der Umgang mit Veränderung schlechthin. Gerade in einem erfolgreichen Traditions­unternehmen mit etablierten und ausgereiften Prozessen und Produktionsanlagen muss der stetigen Veränderung bewusst Raum gegeben werden. Messbar wird die Transformation mittels Reifegrad­modell und entsprechend definierten KPIs.

Wie werden die Mitarbeitenden auf diesem Weg involviert?

Von oberster Stelle werden regelmässig Initiativen lanciert, die unser Mindset öffnen und mit klaren Zielen auch nachhaltigen Mehrwert schaffen. Ein Beispiel ist unser regelmässig durchgeführter Digital Transformation Think Tank. Es resultierten bereits erfolgreich umgesetzte Projekte zur digitalen internen Kommunikation sowie konkrete Ansätze zum Aufbau einer KI-basierten Wissensdatenbank oder zur Etablierung eines attraktiven Vorschlagswesens. In den regel­mässig durchgeführten Kader-Workshops werden weit gefasste Themen konkretisiert und bis zur möglichen Umsetzung vertieft aufgearbeitet. So wird der Puls der Organisation und der Teams geprüft.

Welche konkreten digitalen Lösungen und Technologien setzt das Unternehmen ein, um die Salzproduktion in Zukunft noch nachhaltiger zu gestalten?

Konkret sind wir auf dem durch die Unternehmensstrategie definierten Weg flott unterwegs. Unsere Clouds für B2B/B2C-Kundensegmente, das Geschäftsfeld Tourismus und unser SAP S4/HANA, stehen zusammen mit den ab­ge­sicherten Produktionsleitsystemen an den Produktionsstandorten im Zentrum unserer System­landschaft. Wir streben einen hohen Integrationsstand mit minimalem Schnittstellen­aufwand an. Dieser Spagat gelingt durch den bereits erwähnten Lean-Ansatz nach dem Motto: So wenig wie möglich, so viel wie nötig. Im Zentrum der Betrachtung stehen die durchgängigen Prozesse mit den Informationsflüssen.

Welche Rolle spielen die Themen Big Data und künstliche Intelligenz bei den Schweizer Salinen?

In dieser Beziehung sind intern verschiedene Ansätze und Projekte vorhanden. Unser Digital Transformation Think Tank und weitere Arbeitsgruppen haben zukunftsweisende Themen aufgearbeitet. Wir behalten die Themen Internet of Things, Big Data, Blockchain, Robotik und robotergesteuerte Prozessauto­mati­sierung sowie Smart Devices genau im Auge und prüfen regelmässig, welchen Mehrwert diese uns bringen können. Insbesondere im Bereich der künstlichen Intelligenz sind immer mehr Lösungen auf dem Markt und die Potenziale werden regelmässig durch die ICT überprüft.

¹ OSI steht für Open Systems Interconnection und wurde von der ISO (International Organization for Standardization) entwickelt. Das Modell ermöglicht die standardisierte Kommunikation zwischen verschiedenen Computersystemen.

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