Peter Jordan, Dr. sc. nat. ETH/SIA, ist Privatdozent
an der Universität Basel und Leiter der Abteilung
GIS/Geologie sowie Mitglied der Geschäftsleitung
der Gruner Böhringer AG, einer Ingenieur- und
Planungsfirma mit Sitz in Oberwil.
Herr Dr. Jordan, wie können wir uns Ihre tägliche Arbeit vorstellen?
Die Geologie basiert vor allem auf Befunden, die wir im Feld sammeln. Wir machen Aufnahmen oder führen Tiefbohrungen und Messungen mit Schallwellen durch. Gleichzeitig werten wir bestehende Aufnahmen, Bohrbefunde, Seismik-Daten und Grundwassermessungen mit spezialisierter 3D-Software aus. Sie zeichnen ein ziemlich genaues Bild des Untergrundes, den wir nicht sehen können. Dies verschafft uns deutlich bessere Einsichten als unseren Vorgängern.
Wenn das früher nicht so war, wie hat man dazumal trotzdem Salz abgebaut?
Vor gut 180 Jahren liess man beispielsweise das Grundwasser noch absichtlich in die Salzvorkommen strömen und pumpte die so entstandene Salzlösung, die Sole, ab. Dieses Verfahren war nicht kontrollierbar. Das stellte sich dann als grosser Nachteil heraus. Denn, abgesehen von den aus heutiger Sicht inakzeptablen Umweltfolgen, erfolgt die Salzgewinnung so völlig ineffizient. Seit geraumer Zeit ist die strikte Trennung von Grundwasser und Salzvorkommen oberstes Gebot. Wichtigster Grund ist natürlich, dass unser Grundwasser kostbar ist. Aber man weiss inzwischen auch: Nur mit einer gut kontrollierten Abbautechnik lassen sich Menge und Qualität des gewonnenen Salzes gezielt und sicher steigern.
Ist die Stabilität des Bodens über den Abbaugebieten gefährdet?
Nach einer Salzgewinnung sind Bodensenkungen im Millimeterbereich tatsächlich möglich. Diese gibt es in unserer Region aber auch ohne die Salzgewinnung an vielen Stellen. Entscheidend ist, dass es auf keinen Fall zu stärkeren Senkungen oder gar zu Einstürzen kommen kann. Die Grösse und Form der Hohlräume, aus denen man das Salz löst, werden daher für eine optimale Langzeitstabilität sorgfältig berechnet. Während der Salzgewinnung überwachen empfindliche Sensoren die Kaverne in der Tiefe. Auch die Erdoberfläche über den Laugungsgebieten wird immer wieder vermessen. Entwickelt sich etwas nicht exakt wie geplant, kann man die Ursachen rasch herausfinden und frühzeitig eingreifen.
Gibt es Alternativen zu dieser Abbautechnik mittels Salzsolung?
Wir unterstützten die Schweizer Salinen bei der Abklärung, ob Bergwerke eine mögliche Alternative wären. Wir mussten aber feststellen, dass die regionalen Salzlager dafür nicht geeignet sind. Zudem zeigte sich, dass die Infrastruktur für den bergmännischen Abbau ein weit grösserer Eingriff in die Landschaft wäre als die heutige Praxis: Über den Schächten müssten beispielsweise hochhausgrosse Fördergerüste errichtet werden. Dann klärten wir ab, ob es in der Schweiz weitere abbauwürdige Salzvorkommen gibt. Tatsächlich sind auch woanders mächtige Salzlager vorhanden. Doch diese liegen durchwegs viel tiefer als in unserer Region, sodass die Entwicklung dieser Felder nicht vor Auslauf der aktuellen Konzessionen realisierbar ist. Sie kommen allenfalls für zukünftige Etappen infrage.