«Kaum eine Schweizerin oder ein Schweizer wusste, woher unser Salz kommt»

Jürg Lieberherr, ehemaliger Direktor der Schweizer Salinen, im Park beim Museum «Die Salzkammer».

Jürg Lieberherr war von 1994 bis 2012 Direktor der Schweizer Salinen und hat dieses Jahr ein Buch rund um das Thema Salz veröffentlicht. Im Interview erzählt er von seiner Zeit bei den Schweizer Salinen und wieso ihm die heimische Salzkultur auch heute noch am Herzen liegt.

Ihr Buch «Vom Tontiegel zum Pharmasalz: 10‘000 Jahre Salzgewinnung» ist dieses Jahr erschienen. An wen richtet es sich?

Ich habe das Buch mit der Idee verfasst, dass die Besucherinnen und Besucher der Schweizer Salinen sich im Voraus oder auch im Nachhinein in das Thema Salz vertiefen können. Das Buch ist leicht verständlich geschrieben. Es soll allen Interessierten als Grundlage dienen, etwas über die Salzproduktion im Wandel der Zeit und insbesondere hier in der Schweiz zu erfahren.

In Ihrem Buch stellen Sie unser heimisches Salz ins Zentrum. Wieso ist das für Sie  so wichtig?

Vermutlich weil dieser Aspekt damals, als ich bei den Schweizer Salinen anfing zu arbeiten, noch überhaupt nicht beachtet wurde. Mir wurde aber schnell bewusst, wie wichtig es ist, den Menschen die Bedeutung unseres Salzes näherzubringen. Mein Wunsch war, die Fragen unserer Besucherinnen und Besuchern beantworten zu können, aber auch zu neuen Gedankengänge anzuregen.

Kam es deshalb auch zur Eröffnung des Museums «Die Salzkammer» im Jahr 1997?

Die Eröffnung des Museums auf dem Salinenareal in Schweizerhalle war ein wichtiger Schritt, um diesen Diskurs anzuregen. Alle möglichen Themen werden dort beleuchtet. Unter anderem die Salzgewinnung und die hierfür eingesetzte Technik. Auch auf die Bedeutung von Salz in der Geographie, in der Chemie und Alchemie sowie in der Religion wird eingegangen und vieles mehr. Alle diese Themen erläutere ich auch in meinem Buch. Dieses kann somit auch als Führer bei einem Besuch im Museum genutzt werden.

 

Das Museum «Die Salzkammer» auf dem Salinenareal in Pratteln.

Wie kam das Museum bei der Bevölkerung an?

Interessant an dieser Zeit war, dass die inländische Salzversorgung zuverlässig funktionierte, jedoch kaum eine Schweizerin oder ein Schweizer wusste, woher unser Salz kommt. Das zu ändern, war für mich ein grosser Ansporn. Schliesslich ist Salz wohl das einzige und letzte in der Schweiz abgebaute Mineral. Das Thema fand grosses Interesse. Wir durften viele Besucherinnen und Besucher in unserem Museum willkommen heissen.

Hat sich dieses Interesse über die Zeit hinweg gehalten?

Das Interesse ist immer noch da. Es ist aber nach wie vor wichtig, dass wir unsere Botschaften aktiv nach aussen tragen und die Bedeutung der heimischen Salzversorgung hervorheben.

Worin liegt die Bedeutung der heimischen Salzversorgung Ihrer Meinung nach?

Sie zeigt sich insbesondere im Winterdienst, dem ich in meinem Buch ebenfalls einen Abschnitt widme. Dabei ruhen sich die Schweizer Salinen nicht auf ihrer Monopolposition aus, sondern sehen diese als grosse Verantwortung gegenüber der Bevölkerung und den Kantonen. Es ist enorm wichtig, dass wir stets genügend Auftausalz in guter Qualität ausliefern können, um die Mobilität zu sichern. Dies bereitete uns in früheren Jahren ein paar Mal grosse Probleme.

Inwiefern?

Beim Auftausalz haben die Schweizer Salinen einen Versorgungsauftrag von Bund und Kantonen. Das bedeutet, dass zu jeder Zeit grosse Mengen Auftausalz von gleichbleibender guter Qualität  und zu stabilen Preisen in jede Ecke des Landes geliefert werden können. Sicher erinnert man sich an einige Situationen in den späten 90-er Jahren, als Auftausalz knapp wurde. Wir kamen ein paar wenige Male in die Situation, in der wir im Winter auf Zukauf von Streusalz aus dem Ausland angewiesen waren.

Mit welchen Folgen?

Der kontinentweite Engpass liess die Preise explodieren. Die Differenz zum inländischen Listenpreis ging zu Lasten der Salinen und war ein denkbar schlechtes Geschäft. Zudem war die meist höchst bescheidene Streusalzqualität bei den Streudiensten der Werkhöfe unbeliebt. Teilweise war das Salz sogar unbrauchbar und musste vernichtet werden. Damals wurde klar, wie wichtig es ist, genügend hochwertiges Streusalz zur Verfügung zu haben. Es war der Auslöser für die Vervielfachung der Lagerkapazitäten, unter anderem mit den beiden Kuppelbauten ‚Saldome‘ bei der Saline Riburg.

Es musste also einmal etwas schiefgehen, damit man sich der Wichtigkeit der heimischen Salzversorgung bewusst wurde?

Genau. Solange der Winterdienst nämlich einwandfrei funktioniert, bemerkt man ihn nicht. Erst wenn plötzlich ein Engpass entsteht wird klar, welche Folgen dies haben kann. Die hohen Anforderungen an schneefreie Strassen rund um die Uhr setzen ein erprobtes und leistungsfähiges Zusammenspiel in einem Netzwerk voraus, wozu Produktion, zentrale und dezentrale Lager, Logistik auf Schiene und Strasse und – nicht zu vergessen – eine zuverlässige meteorologische Frühwarnung gehören.

Buchhinweis:

Dr. Jürg Lieberherr: «Salz – Vom Tontiegel zum Pharmasalz: 10 000 Jahre Salzgewinnung»

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